Eine dreistündige heimatkundliche Exkursion unternahm am Sonntag der OWV-Zweigverein unter der Führung von Albert Kick aus Faislbach. Der Ex-Bürgermeister der Gemeinde Georgenberg gab den Teilnehmern einen interessanten Einblick in die Geschichte und das wechselvolle Schicksal der Bewohner der verschwundenen Dörfer im Bezirk Tachau jenseits der heutigen Grenze zu Tschechien. Der Weg führte vom Grenzübergang bei Vorder-Waldheim über Neuhäusl, Böhmischdorf, Altpocher, Altfürstenhütte, Leierwinkel, Neulosimthal und Hinterwaldheim zurück zum Ausgangspunkt. Auch das Beziehungsgeflecht der Bewohner zu den jeweiligen Herrscherhäusern wie Lobkowitz oder Windischgrätz und die jeweilige Herrschaftsentwicklung wurden ausführlich erläutert. Die Freuden, Sorge und Nöte der Menschen, die hier lebten, aber auch das Trauma der Vertreibung wurden durch Anekdoten aus der Familiengeschichte des versierten Heimatpflegers und Bildmaterial lebendig.
Neulosimthal - heute
(Bilder: Herbert Kraus, 2009)
Mitten im Wald: Erinnerung an Neulosimthal
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Mitten im Wald: Erinnerung an Neulosimthal
(Bilder: Herbert Kraus, 2009)
Neulosimthal Erdboden gleich
Von der Ortschaft "Rousntol" heute nichts mehr übrig
Bericht in: Der Neue Tag
Von (pi) | 01.08.2009 | Netzcode: 1938314
Georgenberg
Von dem einst aufstrebenden Ort Neulosimthal ist heute nichts mehr übrig,
nachdem ihn die Tschechen nach dem Zweiten Weltkrieg dem Erdboden gleichgemacht
haben. Am Nachmittag des 11. November 1966 versetzte eine heftige Detonation
hinter dem damaligen Eisernen Vorhang die Menschen in Angst und Schrecken und
ließ sogar in den benachbarten Ortschaften diesseits der Landesgrenze die
Fensterscheiben erzittern.
Im einst stattlichen Pfarrdorf Neulosimthal (Jédlina)
sank das Gotteshaus nach 150-jährigem Bestehen in Schutt und Asche. Nach der vom
ehemaligen Ortsbetreuer Hans Schwab ("Posterer-Hans") zusammengestellten kurzen
Entstehungsgeschichte erteilte am 20. April 1626 der Gutsherr Husmann aus Tachau
sieben Männern die Erlaubnis, mit ihren Familien bei Waldheim die Wälder zu
roden und Häuser zu errichten.
Erste Aufnahme
Im Volksmund hieß der Ort bis zur Vertreibung seiner Bewohner durch die
Tschechen nach dem Zweiten Weltkrieg "Rousntol". Die erste tabellarische
Aufnahme erfolgt im Jahr 1713 und umfasste 22 Häuser. Bis 1744 standen 44 und
bis 1815 schon 56 Anwesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg bis zur Vertreibung hatte
Neulosimthal 98 Häuser und zählte 639 Einwohner.
Im Zuge des Josefinischen Pfarreieinrichtungen wurde
Neulosimthal nach einer kaiserlichen Entschließung vom Februar 1787 einer der
neuen Religionspfarreien des Kreises, wobei man ihr nun auch die Dörfer des Guts
Waldheim zuteilte.
Erst ab 1919
Mit der Genehmigung der österreichischen kaiserlichen Regierung übte aber in
diesen Orten die bayerische Nachbarpfarrei Neukirchen zu St. Christoph noch bis
1807 die Seelsorge aus. Im Jahr 1816 entstand die Pfarrkirche in Neulosimthal
mit Turm. Kirchenpatronin war die heilige Mutter Anna, deren Fest stets am "Annatag",
26. Juli, ist. Erst ab 1919 feierten die "Rousntoler" das "Annafest" am darauf
folgenden Sonntag.
Der Bau des Kirchturms erfolgte schließlich im Jahr
1854. Den Friedhof für die gesamte Pfarrei hatte man schon 1787 angelegt. Seine
Mauern sind von Neukirchen zu St. Christoph oder Hinterbrünst/Leßlohe aus
deutlich zu erkennen. Durch die Initiative von Albert Kick in
Zusammenarbeit mit der Gemeinde Georgenberg und der
tschechischen Gemeinde und Pfarrei Lesná wurden die Friedhofsmauer vor
einigen Jahren saniert und der Gottesacker neu hergerichtet.